Das Schloß Völkershausen

Von Pfarrer Büff liegt uns in seinen "Geschichtlichen Notizen" folgende Beschreibung über Schloß und Anlagen vor.

 Im Jahre 1729 belieh Friedrich I., König von Schweden, seinen Bruder Georg zu Hessen mit Völkershausen. Noch einmal stellte sich ein Bild früherer Zeit, sogar in vergrößertem Maßstabe, dar. Der Prinz kam selbst alsbald nach Völkershausen und interessierte sich sehr für seine neue Besitzung. Wurde er durch den Widerspruch der fränkischen Ritterschaft verhindert, dieselbe zu erweitern, so war er desto mehr darauf bedacht, sie zu verschönern. Das Schloß wurde erweitert, der ehemalige Hofgarten vergrößert, mit Bassins, Springbrunnen, Alleen, Irrgängen und dergleichen versehen. Abteilungen des Selben mit Fasanen und Rehwild bevölkert, der Burggraben mit Goldfischen besetzt, Schwäne und anderes Geflügel belebten die Bassins und einzelne Teile des Parks. Eine bedeutende Anzahl von Menschen des Gerichts waren stets hier beschäftigt und hatten guten Erwerb. Auch nach dem Tode des Prinzen 1755, dem im Jahre 1784 Landgraf Karl zu Hessen folgte, hörte dies noch nicht noch nicht sogleich auf. Erbprinz Friedrich, dessen Übertritt zur katholischen Konfession Jahrs vorher bekannt geworden war, in seinem Namen wurde das Gericht von da an verwaltet, hielt sich längere Zeit da selbst auf. Eine Hauskapelle wurde für ihn im Schloß eingerichtet und Mehreres deutete auf längeren Aufenthalt. Doch der bald folgende 7 jährige Krieg, obwohl das Gericht nicht so sehr unter ihm zu leiden hatte, machte diesem ein Ende und schlug den Einwohnern durch Fernsein der Gerichtsherrschaft vom Ort, von dieser Zeit an eine tiefe Wunde. Die Bassins verfielen, die Springbrunnen vertrockneten Bosketsund Alleen wurden nieder gehauen, um dürftigem Graswuchs Platz zu machen. Ein Bild der Bevölkerung selbst. Eine durch Feudallast niedergedrückte Bevölkerung, deren innere Erwerbsquellen nicht ausreichen und der es an Äußeren fehlt, konnte von jetzt an nur um so gewisserer Verarmung entgegen sehen, da selbst ein bis zur äußersten Grenze wohltätiger Gerichtsherr dieselbe nicht zu hemmen vermocht hatten. Noch einmal zwar sollte sich ein durch die Umstände begünstigter Gewerbefleiß zeigen und günstig die Aussicht der Zukunft gestalten! Aber eben wie zwei Jahrhundert früher war es ein Verderben bringender Krieg, der jede Hoffnung betrog, der weniger tumultuarisch, aber tief eingreifend, weniger augenblicklich verderbend, aber nach anhaltender, eine Last, welche für die Gegenwart unmöglich zu ertragen war, auf kommende Geschlechter wälzte.

 Friedrich Reichardt schreibt über Schloß und Anlage in seinen "Beiträgen zur Ortschronik"
 Das heutige Schloß wurde wahrscheinlich 1718 durch die Landgrafen von Hessen erbaut und diente ihnen als Sommersitz. In seiner äußeren Ansicht ist es einfach und schmacklos gehalten und der größte Teil ein Fachwerkbau, der einen Kalkbewurf erhalten hat. Als Sommersitz genügt wohl auch diese Einfachheit. Desto größeres Gewicht hat man auf die Parkanlagen gelegt. Ganze Alleen von Linden , Pappeln und Kastanien zierte das Gelände, deshalb Irrgarten genannt, weil man sich leicht verirren konnte. Nur eine besonders starke oberhalb des Schlosses und eine Reihe von Kastanien sind noch Zeugen einer vergangenen Zeit. Der prächtige Lindenplatz mit seinen wohl 60 Stück zählenden stattlichen Bäumen verlor im Krieg seinen Schmuck. Sämtliche, manche über 1 Meter Durchmesser, fielen der Axt zum Opfer. Ich möchte behaupten, daß dadurch dem Besitztum ein großes Wertstück verloren ging. Die ganzen Parkanlagen mögen dem Sommersitz ein prächtiges Aussehen gegeben haben. Teiche, Wasserfälle und Springbrunnen verschönerten noch das Landschaftsbild. Zwei schon dem Verfall geweihte Teiche sind noch erkennbar. Eine alte Frau, wie es ja immer so ist, erzählte mir einmal, wie sie sich noch daran erinnere, wie auf dem Lindenplatz ein aus Stein gehauener Scherenschleifer gestanden habe, dessen Schleifstein durch zufließendes Wasser in Bewegung gesetzt worden sei. Nach dem Wiener Frieden 1815 kam unsere vormals hessische Gegend an das Großherzogtum Sachsen _ Weimar - Eisenach. Das Schloß wurde Staatseigentum, 1848 wurde es als Cholera Lazarett und eine zeitlang, auch als Schwesternerholungsheimgenutzt. 1910 erwarb es Dr. Greff als Eigentum.

 Dr. Greff zahlte für Gebäude und Grundstück 15.000,- Mark. In einem Nebengebäude (Wandelhalle) bewahrte DR. Greff zahlreiche Gipsabdrücke, (Arme, Büsten, Körper) von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen auf. Vor dem zweite Weltkrieg (1939) erwarb dann die Familie Günter den Besitz.

In den 60er Jahren wurden im Schloß 3 Klassenräume und ein Hortraum eingerichtet. Während dieser Zeit (1964) wurden auch Kindergarten und Kinderkrippe ins Schloß verlegt. Die Wandelhalle wurde ausgebaut. Neben dem Schloß entstand eine Freilichtbühne. Eine umfangreiche Renovierung der Einrichtung im Schloß erfolgte 1989. Deer Gebirgsschlag traf auch dieses Gebäude, es wurde 1989 abgerissen.

Das Unterschloß
Abriß nach dem Gebirgsschlag 1989







                      Ostansicht                                                            Westansicht

 Das Gebäude, das sogenannte Unterschloß wurde 1613 erbaut.
Es war der Sitz der Amtsmänner. Später Oberförsterei, Arzthaus & Gemeindeamt.
 Friedrich Reichardt gibt uns in seiner Chronik folgende Auskunft über das Gebäude.
 Friedrich Reichardt war Schullehre in Völkershausen von 1885 bis 1930.
 Das an der Ecke Steinweg - Oberdorf stehende, ansehnliche Gebäude, heute allgemein als Oberförsterei bezeichnet, hat im Laufe der Zeit eine mehrfache Wandlung durchgemacht. Nach Büff wurde es durch die Herren von Völkershausen erbaut und diente als Sitz der Nebenlinien des adligen Geschlechtes. Die Bauzeit fällt in das Jahr 1613, wie es am Dachbalken der Vorderansicht eingemeißelt steht. Auf einem massiven Unterbau erhebt sich ein in Fachwerk gehaltenes Obergeschoß. Bemerkenswert sind die vielen Ecken und Winkel des Gebäudes. In seiner inneren und äußeren Aufmachung macht es unbedingt den Eindruck eines Schlosses und ist mit Sicherheit das von Büff genannte "Unterschloß". 1634 wurde dieses nach einer vergeblichen Belagerung der Wasserburg durch isolanische Horden vollständig ausgeplündert, aber nicht zerstört. Nach dem Aussterben des Völkershäuser Geschlechtes 1706 kam das Gericht an die Landgrafen von Hessen., die es aber nicht bewohnt haben, da sie schon 1718 einen Sommersitz , das heutige Schloß erbauten. Von diesem Zeitpunkt an mag wohl das Rentamt daselbst untergebracht worden sein, das ja noch 1815 bis 1847 dort unter weimarischer Herrschaft noch weiter bestand. Der letzte Rentamtmann, dessen Grabmal bis in die Neuzeit hinein auf der linken Seite unseres Friedhofes stand, hieß Weber. Das hiesige Rentamt betreute die ehemals hessischen Orte des Amtsgerichtes Vacha, nämlich Breitsbach, Pferdsdorf, Vacha selbst und die Dörfer des Gerichtes Völkershausen. Da die Steuerabgaben in früherer Zeit der Hauptsache nach aus Naturalien, Korn und Hafer bestand, so wurde zur Aufschüttung des Getreides ein Kornboden erbaut. Derselbe soll zum Teil in dem Lehrergarten am Friedensplatz und zum anderen Teil in den Nebengärten gestanden haben. Tatsächlich habe ich auch bei Graben ansehnliche Mauerreste vor gefunden. Nach Beseitigung der Naturalsteuern hat der Kornboden keine Bedeutung mehr und ist wohl abgerissen worden. 1874 wurde das Rentamt nach Vacha verlegt.

1875 wurde in das leer gewordene Rentamtsgebäude die Oberförsterei verlegt, die bisher in dem Gotthardtschen Anwesen im Unterdorf, im steinernem Haus, sich befunden hatte. Als Oberförster dieser Wohnung sind mir Hasenpflug und Saalfeld genannt worden. Der erste Inhaber in dem neuen Amtsgebäude von 1875 bis 1900 war Richard Schmidt. Ihm folgen im Forstdienst Krehan, Staudte, von Grebe, Ecksachß, Müller und Weißenborn. 1930 wurde das Forstamt Völkershausen aufgehoben und nach Vacha verlegt. Seit diesem Termin ist das staatliche Gebäude an einen Arzt vermietet worden.

Bemerkenswert ist noch , daß das Wappen mit den 3 Hörnern der Herrn von Völkershausen rechts vom Eingang in die Mauer des Hauses eingelassen ist.
 
 

Friedrich Reichardt

Über der Haustür ist ein Stein eingemauert mit der Inschrift:
Ni deus acdificct frustra domus illa paratur
Quam volet humanus constituisse labor.
Hef Got fort 1613 Her und dort.

Wenn Gott nicht baut, wird dasjenige Haus vergebens erstellt
Von dem der menschliche Fleiß will, daß es Bestand habe.
Hilf Gott fort 1613 Hier und dort.
 Zwei Wappensteine, die sich ehemals im Garten des oberen Schlosses befanden, sind am Erdgeschoß eingemauert. Auf dem einen Wappen sind 3 Hifthörner dargestellt, auf dem anderen zwei Tyrsosstäbe über Kreuz. Von der teilweise zerstörten Inschrift ist zu erkennen:
Nobilitat ……enus opp….gens vetus
nirtute....viget et artemente me
nobilitatis sunt hacc verne insignes.
 Das alte Geschlecht floriert an Tugend, durch Kunst und Geist von mir. Das sind die wahren Zeichen des Adels.
 Von 1930 bis 1945 wurde das Gebäude von Dr. Taaks einem in Braunfels an der Lahn gebürtigem Arzt, als Wohnung und Ärztepraxis bewohnt.

Vor dem Einmarsch der russischen Truppen in Völkershausen verließ die Familie Taaks, in 3 Autos, (einem Adler, einem Ford und einem DKW) den Ort in Richtung Braunfels, wo Dr. Taaks weiterhin praktizierte.

Dr. Müller übernahm zu dieser Zeit die ärztliche Betreuung in Völkershausen und praktizierte in demselben Gebäude.

Das Wappen der Herrn von Völkershausen
 Es ist eine Vermutung, daß die 3 Hifthörner auf dem Wappen der Herrn von
Völkershausen auf 3 Besitzungen zurück zu führen sind.