Das frühere Kammergut mit Hof und Gebäuden ist im Ort
unter dem Namen "Meierei" bekannt. Der Ausdruck fand auch auf die Staatsdomänen
seine Anwendung. Bis 1884 wurde das Gut von Pächtern bewirtschaftet.
Die Gemeinde übernahm es dann für 18 Jahre in Pachtung. Stallungen
und Scheunen wurden an Einwohner des Ortes vermietet.
Nach Ablauf der Pachtzeit erwarb die Gemeinde im Jahre 1903 das Kammergut vom Staat. Der damalige Kaufpreis war 1.000,- Mark pro Hektar Land und 10.000,- Mark für die Gebäude. Alle Nebengebäude , ( Ausnahme Steinerne Scheune und Lehrerhaus), wurden verkauft und zu Wohnhäusern umgebaut. Heim und Lenz (Göpfert) erwarben die Holzremissen, Lückert und Schulze die Stallungen, Sauerbrei, Eichenauer und Deisenroth die drei Scheunen, Schulz das Backhaus und Anacker die Brennerei.
Die ehemalige Gestalt der Meierei istdie selbe geblieben ( nach F. Reichardt, Ortschronik) Die Lageskizze gibt darüber weitere Auskunft.
Die Sandsteinpfeiler wurden während der Amtszeit von Bürgermeister
Schirmer abgetragen. Ein Sandsteinpfeiler wurde erhalten und in einer kleinen
Anlage in der Mitte der Meierei wieder errichtet. Eine Sitzbank wurde ebenfalls
am Pfeiler erbaut.
Die Steinerne Scheune
Über dieses Gebäude
gibt uns Friedrich Reichardt in seinem Beitrag zur Ortschronik folgende
Auskunft.
Nach Verfall der Wasserburg wurde die Scheuer, eigentlich
einen Marstall darstellend, aus den Steinen der selben erbaut. Das geschah
im Jahre 1756 durch den Landgraf Georg Ludwig, dem Wohltäter Völkershausens
(Armenholzstiftung - Tafel in der Kirche). Die Scheune hatte eine durchgehende
Tenne. Den Ein und Ausgang bildeten zwei hohe Torbogen. Links der Tenne
waren Pferdeställe und rechts ein Zimmer für die Knechte und
zwei Stallungen. Zwei hohe Leitern führten hinauf zu den Gerüsten,
die zur Aufbewahrung von Stroh und Heu dienten. Das Dachwerk war auf beiden
Seiten gebrochen und bestand aus einem mäßig und einem steilabfallenden
Teil. Die Spitze des Daches zierte eine kunstvoll gearbeitete Wetterfahne,
die wohl heute noch im Spritzenhaus aufbewahrt wird. Die Mauersteine der
Scheune fanden 1912 wieder Verwendung zum Bau deer neuen Schule, die auf
der selben Stelle errichtet wurde. Über dem Eingangstorbogen befand
sich ein Stein mit der Jahreszahl 1756, dem Erbaungsjahr des sogenannten
Marsstalls. Beim Neubau der Schule wurde der Selbe beim Eingang im Mauerwerk
eingelassen. Leider steht mir ein Bild der vergangenen Scheuer nicht zur
Verfügung
Das Gebäude wurde wahrscheinlich in der Zeit des Landgrafen Georg von Hessen als Sommersitz 1729 errichtet. Das Haus diente später dem Pächter des Kammergutes als Wohnung bis 1884.
Die Gemeinde Völkershausen übernahm 1884 das Kammergut in Pacht. Im Jahre 1885 wurde das Haus zur Lehrerwohnung bestimmt. Nach einem Ausbau des Dachgeschosses wohnten dort in unserer Zeit auch andere Einwohner des Ortes. Nach Friedrich Reichardt war die Jahreszahl 1847 über dem Eingang des Gebäudes angebracht. Da sie seiner Meinung nach nicht auf die Erbauung hinweisen kann, muß es das Jahr einer umfassenden Renovierung gewesen sein. Es ist nicht von der Hand zuweisen, daß das Gutshaus auf dem Boden des früheren mittlerem Schlosses stand. (Lageplan)